Coronabericht der JAK für 2020

- Erschienen am 18.12.2020
Corona 2020 © Pixabay

Ein zunächst normaler Sonntagvormittag im Frühjahr 2020 – wir schreiben den 15. März 2020: Die Wochenendidylle wird jäh durch einen Anruf unterbrochen …

Mit diesem Anruf wurde die Entscheidung übermittelt, dass bereits ab Montagmorgen keine Fortbildungsveranstaltungen mehr auf dem Campus des Aus- und Fortbildungszentrums in Königs Wusterhausen (AFZ) stattfinden dürfen. Das bedeutete ganz konkret, noch im Verlaufe dieses Sonntags, des 15. März 2020, möglichst viele Referentinnen und Referenten und andere Mitwirkende telefonisch oder per E-Mail zu erreichen, um ihnen die (nunmehr zwecklos gewordene) Anreise am Sonntagabend oder Montagmorgen zu ersparen. Eine solche Entwicklung hatte sich zwar zuvor schon angedeutet, traf dann aber alle Beteiligten in dieser Härte und Konsequenz doch eher unvermittelt.

Dieser 16. März 2020 bildete den Auftakt zu einem ganz besonderen, nicht sehr erfreulichem Jahr. Denn wie die anderen AFZ-Einrichtungen auch, bekam die Justizakademie die Auswirkungen des Covid-19-Geschehens fast im gesamten Programmjahr 2020 mit voller Härte zu spüren.

Vom 16. März bis Ende April 2020 mussten ausnahmslos alle Veranstaltungen an der JAK abgesagt werden. Sogar die Ausbildungsaktivitäten wurden zunächst eingestellt, insbesondere der Zentrale Fachkundeunterricht (ZFKU) im Ausbildungsberuf des/der Justizfachangestellten (JFA). Die (weggefallenen) Unterrichtsinhalte wurden durch die Ausbilderteams in den vier Ausbildungsgerichten Brandenburgs soweit wie möglich kompensiert. Ein Wiedereinstieg in den Ausbildungsbetrieb an der JAK gelang dann Anfang Mai 2020 mit dem unmittelbar prüfungsvorbereitenden ZFKU-Kurs. Dadurch konnte sich wenigstens das damalige 3. Lehrjahr auf die Abschlussprüfungen vorbereiten, die dann auch wie geplant im Sommer erfolgreich stattfanden. Die anderen Lehrjahre mussten mit ihrem Unterricht noch etwas länger warten; ab Ende Mai 2020 fand dieser dann unter völlig anderen äußeren Umständen im Audimax statt. Dadurch konnten die Abstandsregeln eingehalten werden.

Die klassische JAK-Fortbildung „ruhte“ zunächst vollständig bis zum 24. Mai 2020. Bereits in dieser Zeit der sogenannten 1. Welle des Pandemiegeschehens musste die Justizakademie fast 100 Fortbildungsangebote für alle Justizlaufbahnen absagen. Unter den Stornierungen waren auch einige besonders herausgehobene Veranstaltungen, bspw. ein in der Aula während der Osterferien geplantes Fachkolloquium der Strafverfolgungsbehörden im Bereich der Kapitaldelikte. Die verbesserte epidemiologische Situation im Ergebnis des Lockdowns im Frühjahr, das zunehmend sommerliche Wetter, aber auch die zwischenzeitlich erarbeiteten strengen Hygienekonzepte ermöglichten es, nach dem Himmelfahrtwochenende wieder ganz behutsam auch mit dem Fortbildungsbetrieb zu beginnen. Um den Hygieneerfordernissen, vor allem der Abstandsregel (1,50 m) gerecht werden zu können, wurden zunächst nur sehr wenige ausgewählte Seminare angeboten, dies jeweils mit deutlich reduzierten Teilnehmerzahlen. So gelang es bspw., die im Mai ausgefallene bundesweite Fachtagung des Länderverbunds SoPart 2020 in der ersten Sommerferienwoche nachzuholen. Brandenburg war das erste Mal überhaupt Gastgeber dieses wichtigen Gremiums. Hierbei thematisierten die Experten der beteiligten Bundesländer eine weitere Optimierung und Angleichung der IT-Fachanwendung SoPart für die Sozialen Dienste der Justiz (z.T. auch für den Justizvollzug und für die Führungsaufsichtsstellen).

Andere wichtige Veranstaltungen konnten jedoch jedoch auch über den Sommer hinaus nicht realisiert werden. Von der Justizakademie war beispielsweise zugesichert worden, dass Anfang August 2020 (trotz der Beschränkungen aufgrund der Coronapandemie sowie der damit einhergehenden Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen) erstmalig ein bundesweites GeFa-Gesamttreffen ermöglicht werden sollte. Dahinter verbirgt sich der bundesweite Zusammenschluss aller Justizressorts der 16 Bundesländer zur Entwicklung eines gemeinsamen modernen, effizienten, ergonomischen sowie barrierefreien Fachverfahrens (Software) für die ordentliche Gerichte, sämtliche Fachgerichtsbarkeiten sowie die Staatsanwaltschaften. Hierbei handelt es sich um einen Fachkreis von Juristinnen und Juristen sowie IT-Expertinnen und -experten. Eine über die Sommermonate hinweg erfolgte Abfrage bei einem repräsentativen Teil der GeFa-Programmmitwirkenden hatte mehrheitlich eine große Zurückhaltung ergeben, eine derart große Präsenzveranstaltung unter den aktuell gegebenen Pandemiebedingungen durchzuführen. Gerade vor dem Hintergrund, dass bis zu 100 Mitwirkende aus allen 16 Bundesländern mit jeweils sehr unterschiedlichen Pandemiesituationen hätten anreisen müssen, erschienen die Risiken einer Durchführung letztlich doch zu groß. Die Sicherheit und die Gesundheit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht immer an oberster Stelle! Eventuell gelingt es, das bundesweite GeFa-Treffen Anfang August 2021 nachzuholen.

Umso beachtenswerter war es dann, die 14. Tagung der Sozialgerichtsbarkeit Anfang September 2020 mit immerhin 93 Sozialrichterinnen und Sozialrichter aus Brandenburg und Berlin doch stattfinden lassen zu können (vgl. hierzu den separaten Tagungsbericht auf der Homepage).

Letztlich blieb diese Sozialrichtertagung jedoch fast die einzige Veranstaltung dieser Art an der Justizakademie im Jahr 2020. Andere Großevents oder Veranstaltungen herausgehobenen Charakters mussten pandemiebedingt abgesagt werden. Dies betrifft bspw. verschiedene Tagungen des Nordverbundes (eines Fortbildungsverbundes mehrerer Bundesländer für verschiedene Laufbahngruppen der Justiz), für die die Justizakademie gastgebend sein sollte. Ebenso mussten auch die für den 22. September 2020 zu einer transnationalen Fachtagung des Netzwerkes HSI eingeladenen 100 (für die Justiz engagierten) Sozialarbeiterinnen und -arbeiter kurzfristig wieder ausgeladen werden. Die in den Herbstferien für über 120 Mitwirkende organisierte 6. Personalrätekonferenz der Justiz des Landes Brandenburg, zu der auch eine fachpolitische Diskussion mit den Brandenburger Landtagsfraktionen geplant war, wurde kurzfristig storniert. Ebenso erging es der traditionell im November stattfindenden Jahrestagung der Präsidentinnen und Präsidenten sowie der Direktorinnen und Direktoren der ordentlichen Gerichte im Land Brandenburg. Am Wochenende vom 6. bis 8. November 2020 sollte eigentlich erstmals der Richterratschlag als bundesweite Großveranstaltung der Arbeitsrichterinnen und Arbeitsrichter im AFZ KW ermöglicht werden - bis zu 150 Personen hatten sich angekündigt. Auch hier machte Corona einen Strich durch die Rechnung. Letztlich wurde kürzlich auch noch der bereits zweimal verschobene, zuletzt in der Vorweihnachtswoche terminierte zweitägige Brandenburger Staatsanwaltstag 2020 abgesagt. Vielleicht kann dieser nun im Juni 2021 stattfinden.

Neben diesen exemplarisch benannten Veranstaltungen besonderen Charakters wurde im Interesse der Reduzierung von Sozialkontakten und wegen der strikten Hygieneregeln auch der „normale“ Fortbildungsbetrieb 2020 an der Justizakademie deutlich zurückgefahren. Nach der Sommerpause, insbesondere jedoch mit dem wieder zunehmenden Infektionsgeschehen ab beginnendem Herbst, fanden nur noch fachlich oder aus anderen Gründen besonders wichtige Seminare statt. Wegen der im Spätherbst/beginnenden Winter wieder deutlich angespannteren Pandemielage traten mit der Dritten Verordnung über befristete Eindämmungsmaßnahmen aufgrund des SARS-CoV-2-Virus und COVID-19 im Land Brandenburg (Dritte SARS-CoV-2-Eindämmungsverordnung - 3. SARS-CoV-2-EindV) vom 15. Dezember 2020 (GVBl.II/20, [Nr. 119]) nochmals deutlich verschärfte Regularien auch für den Aus- und Fortbildungsbetrieb auf dem Gelände des Aus- und Fortbildungszentrums Königs Wusterhausen (AFZ KW) in Kraft. Seitdem sind nur noch Präsenzangebote mit jeweils bis zu fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmern zulässig. Diese Personenbegrenzung gilt lediglich nicht für die Durchführung und Vorbereitung von Prüfungen sowie für die Abnahme von Prüfungsleistungen.

Ein Blick in die Jahresstatistik 2020 offenbart ein letztlich sehr ernüchterndes Jahresergebnis für die Justizakademie. Die Pandemielage sorgte dafür, dass sich die Teilnehmer- und Seminarzahlen im Gesamtjahr gegenüber dem Vorjahr in etwa halbiert haben. Fanden 2019 noch 513 Seminare statt, so waren es 2020 nur noch 329 Veranstaltungen. 212 Seminare und Tagungen mussten abgesagt werden. Da die Stornierungen hauptsächlich größere Events betrafen, ist der Rückgang bei den Teilnehmerzahlen noch deutlicher: 2019 registrierte die Justizakademie 13.619 Teilnehmende; 2020 waren es hingegen leider nur 7.020 Bedienstete, die die verbleibende Angebote der JAK nutzten.

Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Pandemiesituation möglichst schnell verbessert und 2021 wieder Normalität auch in den beruflichen Aus- und Fortbildungsbetrieb einziehen wird. Bis es so weit ist, werden die Beteiligten mit weiteren Einschränkungen rechnen müssen, auch wenn alle Bildungsorganisatoren dabei sind, neue Formate zu entwickeln, die sich als coronaresistenter erweisen (Web-Seminare und Onlineangebote).

Bitte bleiben Sie uns, der Justizakademie, in diesen nicht einfachen Zeiten gewogen. Freuen wir uns auf ein interessantes, vielfältiges und umfangreiches Fortbildungsangebot – spätestens ab Sommer 2021(?).

Letzte Aktualisierung: 17.04.2019 um 00:00 Uhr
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